Unter Dojczen
Roman
- Buch
- Raben, Mia
- Kjona Verlag, 2024. - 222 Seiten
Der Roman „Unter Djoczen“ von Mia Raben erzählt von der polnischen Pflegerin Jolanta Maria Szczerbic, die es aufgrund eines neuen Jobs nach Deutschland treibt um dort die reiche Seniorin Ursula zu pflegen. Zwischen den beiden ungleichen Frauen entwickelt sich eine Freund_innenschaft, die beiden das Leben ordentlich erleichtert. Es handelt sich um einen sehr gut recherchierten Roman, der die Lebensrealität von 24-Stunden-Pfleger_innen realistisch darstellt. Die wird weder verharmlost, noch werden die Frauen als wehrlose Opfer porträtiert. Während 24-Stunden Pfleger_innen im politischen Diskurs meist als anonyme, rein volkswirtschaftlich relevante Menge an Pflegekräften aufscheinen, ist es Mia Raben gelungen, mit Jolanta eine vielschichtige, überzeugende Protagonistin zu schaffen. Der Beginn des Romans, die Fahrt in einem Minivan, in dem sich mehrere Arbeiter_innen von Polen nach Hamburg aufmachen, weist als Rahmung darauf hin, dass es sich bei früheren Erfahrungen mit den „Dojczen“, um die sie sich beruflich zu kümmern hatte – schlechte Arbeitsbedingungen, keinerlei Privatsphäre, Rassismus und Ausbeutung – keinerlei um Einzelschicksale handelt. Die Geschichte zwischen Jola und Uschi wirkt dagegen manchmal schon zu gut, um wahr zu sein. Schon fast wie im Märchen erleben wir die Zugewandtheit und Solidarität zwischen den beiden Frauen, die aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen (Macht-)positionen heraus zueinander finden und sich gegenseitig bestärken.