Solidarität mit Zimbabwe
40 Jahre Zimbabwe Netzwerk: Geschichte, Analysen, Perspektiven
- Buch
- Henning Melber (Hrsg.)
- Brandes & Apsel, 2024. - 216 Seiten
Im Kontext der antikolonialen Befreiungskämpfe im südlichen Afrika entstanden in den 1970er-Jahren weltweit – so auch in der damaligen Bundesrepublik Deutschland – Solidaritätsbewegungen, die sich auf die Überwindung der Apartheid und die Erringung nationaler Souveränität der jeweiligen Länder bezogen. Die Unabhängigkeit Simbabwes 1980 stellte solidarische Initiativen entsprechend vor die Notwendigkeit, ihre Forderungen und Aktivitäten zu adaptieren, wenngleich rasch offensichtlich wurde, dass die formelle Unabhängigkeit die weiterhin wirkenden rassialisierenden Strukturen und gesellschaftlichen Ungleichheiten nicht beendete. Das „Zimbabwe Netzwerk“ wurde 1982 in Bielefeld gegründet, der vorliegende und vom Afrikanisten Henning Melber herausgegebene Sammelband ist dem 40-jährigen Jubiläum der Bewegung gewidmet. Die Beiträge erzählen aus 40 (und mehr) Jahren der Solidaritätsarbeit und geben persönliche Einblicke in Biografien, resümieren Erfolge und Rückschläge, verhandeln den Begriff der Solidarität kritisch-produktiv. So zieht Melber in einem einleitenden Beitrag ernüchternde Bilanz des unabhängigen Simbabwe, in dem aus den antikolonialen Befreiungskämpfern korrupte Eliten wurden, die zum Zweck des Machterhalts vor Gewalt und Unterdrückung nicht zurückschrecken und somit koloniale Praktiken reproduzieren. Hier nimmt Melber die Solidaritätsbewegungen in die Pflicht, sich von etwaigen Heroisierungen der Vergangenheit zu emanzipieren und kritische Reflexion zu betreiben: „Was aus diesen Einsichten folgen sollte, ist der Schritt von einer Solidarität mit Organisationen antikolonialer Befreiung und ihren Repräsentanten (erneut in der nahezu ausschließlich männlichen Form) hin zu einer wertegeleiteten Empathie und Solidarität mit Menschen.“ Neben der Gründungsgeschichte des Zimbabwe Netzwerks und den Aktivitäten der vier bisherigen Jahrzehnte werden etwa Schulpartnerschaften, geschlechtsspezifische Gewalt und der Kontexte der Simbabwe-Solidaritätsbewegungen beleuchtet. Auf abstrakterer Ebene erfolgt außerdem eine Diskussion von Vorstellungen kritischer Solidarität, Verantwortungsbewusstsein oder internationaler Zusammenarbeit. Solcherart ist „Solidarität mit Zimbabwe“ mehr als die Festschrift für eine verdiente Organisation, sondern eine kritische Standortbestimmung mit Perspektiven für eine aktive Zukunft.