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Hegemonie bilden


Pädagogische Anschlüsse an Antonio Gramsci

Cover des Buches
  • Buch
  • Castro Varela, María do Mar
  • Beltz Juventa, 2023. - 320 Seiten

Die Herausgeber_innen konstatieren eingangs eine hohe Popularität gramscianischer Theorie: in verschiedensten Diskursen würden zentrale gramscianische Begrifflichkeiten wie „Hegemonie“ oder „Zivilgesellschaft“ verwendet, oft dient deren Einsatz auch der Akzentuierung einer (gesellschafts-)kritischen Selbstverortung. Diese hohe Popularität, derer sich Gramscis Theorie erfreut, bringe jedoch auch reduktionistische oder simplifizierende Verwendungen bzw. auch Aneignungen durch reaktionäre Kräfte mit sich. Die Herausgeber_innen formulieren dagegen den Anspruch, die analytische Perspektive und den politischen Impetus von Gramscis Theorie für bildungswissenschaftliche Kontexte fruchtbar zu machen: „Ein hegemonietheoretischer Bick auf Bildungsverhältnisse nimmt die gesellschaftskritische Perspektive Gramscis ernst, die nach einer Zeitdiagnose bzw. einer Bestimmung der aktuellen Kontexte und Konjunkturen ruft.“ Zudem trachtet „Hegemonie bilden“ danach, globale Perspektiven auf Gramsci zu berücksichtigen, die in den deutschsprachigen Erziehungs- und Bildungswissenschaften bislang wenig beachtet wurden. Dabei sollen auch problematische Positionen Gramscis und die eurozentrische Ausrichtung seiner Überlegungen behandelt werden. Die Beiträge des Sammelbandes sind in drei Abschnitte gruppiert: Im ersten stehen „Bildungsverständnisse nach Gramsci“ im Vordergrund, die einzelnen Beiträge setzen sich etwa mit postkolonialen Bezügen, dem Begriff der Pädagogik bei Gramsci oder der Institution Schule als bedeutsamen Ort der staatlichen Hegemonie auseinander. Während der zweite Abschnitt sich mit Rezeptionsgeschichten befasst, stehen im dritten Abschnitt schließlich mit konkreten Arenen (Schule, Sprache, Kunst), in denen sich die Hegemoniekämpfe abspielen: Hierbei geht es bspw. um Kanonisierung, um die Reproduktion gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse im Schulkontext oder herrschaftskritischer Analysen sprachlicher Verhältnisse. Die Leistung des vorliegenden Bandes liegt insgesamt in der Aufbereitung und Weiterentwicklung von gramscianischer Theorie für Verhältnisse von Staat und Zivilgesellschaft sowie von Bildung und Hegemonie, und ermöglicht dabei auch machtkritische Analysen von Herrschaftsformen in pädagogischen Konstellationen.