Direkt zum Inhalt wechseln

Globale soziale Ungleichheit


über die Verteilung von Ressourcen

Cover des Buches
  • Möhle, Marion
  • Stuttgart: Kohlhammer, 2023. - 235 S.

Soziale Ungleichheit ; Globalisierung

Globale soziale Ungleichheit sei zwar ein wesentlich älteres Phänomen, leitet Marion Möhle das vorliegende Lehrbuch ein, doch erst seit dem 20. Jahrhundert sei es Gegenstand empirischer Sozialforschung auf Grundlage von Daten. Gleichzeitig beschränke sich die Soziologie vorrangig auf Studien zu Ungleichheit innerhalb von Ländern oder Regionen, auch die Globalisierung habe nur langsame Perspektivwechsel auf globale Ungleichheiten gezeitigt. Die rezente Covid-19-Pandemie, aber auch die Klimakrise würden hingegen mit immenser Heftigkeit nicht nur die globalen Zusammenhänge von Ungleichheit, sondern auch die Verletzlichkeit der zarten Fortschritte bei der Bekämpfung ebenjener aufzeigen. Auch in den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (bspw. SDG 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern) ist das globale Ausmaß von Ungleichheit präsent und dient Möhle als Anlass für den vorliegenden Band. Anspruch der Autorin ist dabei keine vollständige Diskussion aller Ursachen, Ausprägungen und politischen Bearbeitungsmöglichkeiten von globaler Ungleichheit, sondern eine Einführung in zentrale Begrifflichkeiten und Theorien sowie exemplarische Darstellung wesentlicher Dimensionen von globaler Ungleichheit. Zunächst diskutiert die Professorin für Sozialpolitik dabei globale Perspektiven in der Soziologie (etwa bezugnehmend auf Luhmanns Weltgesellschafts-Begriff und Wallersteins Weltsystem-Theorie) und leistet anschließend eine kurze Theoriegeschichte des Begriffs sozialer Ungleichheit. Deutlich wird dabei, dass der Nationalstaat als selbstverständliche Analyseeinheit überholt sei und entsprechende Diskurse sich weiterentwickelt bzw. ausdifferenziert haben. Das letzte theoretisch orientierte Kapitel stellt schließlich zentrale Beiträge aus unterschiedlichen Disziplinen vor, die sich globaler Ungleichheit (etwa aus postkolonialer Perspektive) widmen. Mit der politischen Bedeutung von globalen Ungleichheiten, Indikatoren zum Zwecke der Messbarkeit sowie Akteur_innen der Global Governance (etwa OECD, Weltbank, Vereinte Nationen) beschäftigt sich das nächste Kapitel „Globale Ungleichheit als Herausforderung des 21. Jahrhunderts“. Besondere Aufmerksamkeit wird hier den SDGs zuteil, in denen Ungleichheiten immanent wie explizit adressiert werden. Entlang von sechs SDGs diskutiert Möhle einige der wichtigsten Dimensionen globaler Ungleichheiten. Diese betreffen zum einen die ersten fünf SDGs zu Armut, Hunger und Ernährung, Gesundheit, Bildung und Geschlecht, zum anderen das bereits erwähnte SDG 10. Stets werden dabei vielfältige Phänomene von Ungleichheit sichtbar gemacht, Fragen der Messbarkeit beantwortet und politische Instrumente sowie Strategien zur Verringerung von Ungleichheit auf ihre Erfolgsaussichten geprüft. Auch die Konsequenzen der Covid-19-Pandemie auf die jeweilige Ungleichheitsdimension werden in jedem Kapitel analysiert. In einem nachgestellten Ausblick umreißt Möhle abschließend mögliche Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und beantwortet die rhetorische Frage, ob eine Welt ohne soziale Ungleichheit denn überhaupt möglich sei, negativ. Es stelle sich jedoch die Frage, in welchem Ausmaß Ungleichheit politisch gewollt sei – und welche Anstrengungen wir unternehmen, diese zu verringern.