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Geschichte des Islam


Cover des Buches
  • Buch
  • Krämer, Gudrun
  • C.H. Beck, 2024. - 363 Seiten

Knapp zwei Jahrzehnte nach der erstmaligen Veröffentlichung legt die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer nun eine überarbeitete und erweiterte Auflage des Standardwerks „Die Geschichte des Islam“ vor. In dieser Überblicksdarstellung skizziert Krämer die Geschichte der Weltreligion seit dem Propheten Mohammed bis in die Gegenwart, wobei sie weniger religionswissenschaftlich vorgeht, sondern nach den politischen Zusammenhängen, gesellschaftlichen Dynamiken und kulturellen Prägungen fragt. Die Geschichte des Islams sei nur als Beziehungsgeschichte zu verstehen, verweist sie auf den durchgängigen Kontakt des Islam mit anderen Kulturen und Religionen, der dessen Heterogenität und Vielfalt erklärt: „Es war der – keineswegs immer gewollte und harmonische – Austausch zwischen Musliminnen und Muslimen unterschiedlicher Herkunft und Orientierung und, nicht weniger wichtig, zwischen Muslimen und Nichtmuslimen ebenso unterschiedlicher Herkunft und Orientierung, der überhaupt erst hervorbrachte, was zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten unter Islam verstanden wurde.“ Ihre Geschichte des Islam ist dabei nicht weniger als auch eine Globalgeschichte, in der wissenschaftliche Errungenschaften, Kreuzzüge, die europäische Kolonialexpansion oder kulturelle Transfers und Handelsbeziehungen im Mittelmeerraum behandelt werden. Wenngleich der geografische Schwerpunkt dabei auf den hegemonialen Zentren des Maghreb und des Nahen sowie Mittleren Ostens liegt, so berücksichtigt Krämer auch die Ausbreitung des Islam am Balkan, in Subsahara-Afrika oder in den – heute die Mehrheit der islamischen Weltbevölkerung stellenden – süd(ost)asiatischen Ländern. Konsequent arbeitet sie die Vielfalt und Wandelbarkeit heraus: es gebe nicht den einen Islam, sondern höchst unterschiedliche Strömungen, widersprüchliche Auslegungen und entsprechende gesellschaftspolitische Entwürfe. In Bezug auf die jüngere Geschichte (exemplarisch: der Arabische Frühling bzw. die Arabellion) hält sie einerseits fest, dass der „politische Islam nicht das einzige Vorzeichen ist, unter dem Musliminnen und Muslime das Verhältnis von Staat, Recht, Kultur und Gesellschaft denken und gestalten“, andererseits akzentuiert sie die Resilienz der krisengeschüttelten islamischen Gesellschaften (etwa Jemens und Afghanistans). Solcherart gelingt „Geschichte des Islams“ eine Handreichung zum Verständnis der komplexen Weltreligion aus einer vernetzten, globalen Perspektive.