Direkt zum Inhalt wechseln

Geographisch denken – nachhaltig handeln?


geographisches Wissen im Kontext der sozial-ökologischen Transformation

Cover des Buches
  • Buch
  • Birke, Jonas
  • Transcript, 2023. - 502 Seiten.

Jonas Birke zählt zu Beginn seiner Dissertation eine Reihe an ökologischen (Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Kippen der Ozeane) und sozio-ökonomischen (Armut, Ungleichheit) Herausforderungen auf, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind und die stetig an Dynamik gewinnen. In einer globalisierten Welt können diese Prozesse freilich nicht isoliert voneinander betrachtet werden, sondern nur in ihrem komplexen Gefüge aus wechselseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten verstanden werden. Die Beschäftigung mit den genannten Herausforderungen sei dabei keineswegs neu, sondern geschehe schon seit etwa fünf Jahrzehnten in Nachhaltigkeitsdebatten oder in jüngerer Zeit vermehrt unter dem Schlagwort der sozial-ökologischen Transformation. Gleichzeitig hätten Umsetzungsinitiativen und Instrumente (aktuell etwa die Sustainable Development Goals) wenig Erfolg gezeitigt und seien gesellschaftlich nicht breit verankert. Birke befasst sich daher mit dem Potenzial von geografischem Wissen und Denkweisen für eine verbesserte Umsetzung solcher Initiativen und der Förderung zivilgesellschaftlichen Handelns. Seine Dissertation ist dabei in einen theoretischen und einen empirischen Teil gegliedert, wobei im ersten Abschnitt etwa Diskussionen der Begriffe „Wissen“ und „Nachhaltigkeit“ sowie eine reflexive Verortung der geografischen Disziplin erfolgen. Der empirische Teil setzt im Sinne von mixed methods auf eine Kombination aus Expert_innen-Interviews mit Wissenschaftler_innen an Geografie-Instituten deutschsprachiger Hochschulen sowie eine Befragung der breiten Bevölkerung mittels eines Online-Panels. Resümierend attestiert Birke der Geografie ein hohes Potenzial, im Kontext der sozial-ökologischen Transformation stimulierend zu wirken und in einer Brückenrolle relevantes Wissen zu vermitteln. Neben der thematischen Passung der Disziplin und ihrer multiperspektivischen, systemischen Herangehensweise sei vor allem der hybride Charakter der Wissensbestände von Bedeutung, da diese vernetzt, räumlich und gesellschaftsrelevant orientiert seien. Dieses kombinierte Verständnis unterschiedlichen Wissens sei insbesondere ein möglicher Ansatz zur Überwindung des umweltpsychologischen Phänomens des „Knowledge Action Gaps“. Abschließend formuliert Birke Handlungsempfehlungen für seine Disziplin, die u.a. einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit als Schlüsselkonzept, eine zugängliche, zielgruppenspezifische Aufbereitung von Wissen oder das Herausstellen alltagsbezogener Inhalte umfassen.