Formen der Solidarität

Wie können Menschen und Gruppen solidarisch mit jenen handeln, denen sie sich politisch verbunden fühlen, aber nicht zugehörig sind?
Wer es ganz genau wissen will, bzw. zum Thema der Solidarität wissenschaftlich arbeitet, der* sei dieses Buch ans Herz gelegt!
Es handelt es sich um einen nur leicht modifizierten Text der Doktorarbeit von Julia Masurkewitz-Möller, die Verteidigung hat im November 2022 stattgefunden.
Aufrufe zu solidarischen Handlungen werden ihr zufolge gerade in Zeiten von Krisen, sowie angesichts von Ungerechtigkeiten, Missständen und Benachteiligungen lanciert. So beispielsweise bei Naturkatastrophen, bei der Covid-19-Pandemie und bei politischen oder sozialen Auseinandersetzungen wie der „Black Lives Matter“ Bewegung. Solidarität wird zudem als relevant für den Zusammenhalt von modernen Gesellschaften und Institutionen wie der EU gesehen.
Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist dabei, dass der Begriff der Solidarität sowohl in unterschiedlichen Formen als auch mit unterschiedlicher Reichweite verwendet wird. Sie zeigt durch eine eingehende Analyse dieser unterschiedlichen Verwendungsformen, dass dem Begriff erstens bisher keine einheitliche Bedeutung zugrunde liegt und dass er zweitens auf unterschiedliche Subjekte der Solidarität angewendet wird (beispielsweise auf Gemeinschaften, Gruppen und Staaten). Drittens setzt der Begriff je nach Verwendungsform einen unterschiedlichen Grad an Wissen über Situationen voraus und hat viertens unterschiedliche Bezüge zur Gerechtigkeit. Der Solidaritätsbegriff hat nicht nur eine normative, sondern auch eine appellative Dimension, indem er die Menschen zu Handlungen auffordert.
Für Masurkewitz-Möllers Arbeit ist die These zentral, dass nicht generell von Solidarität, sondern von unterschiedlichen Solidaritätsformen zu sprechen ist, die sich anhand von differenzierbaren Kriterien nachweisen lassen. Dies sind für ihre Arbeit vier Formen von Solidarität: 1. die sozialintegrative Solidarität, 2. die instrumentelle Solidarität, 3. die politische Solidarität und 4. die universale Solidarität.
Hauptthese ihrer Arbeit ist, dass die unterschiedliche Arten der Solidaritäts aber auch Gemeinsamkeiten und einen Bezug zueinander haben. Sie versucht sich also an einer Systematisierung der Solidarität und grenzt den Begriff dafür von ähnlichen Begriffen ab.
Die dahinterstehende Motivation liegt darin, dass eine Untersuchung und Differenzierung der Solidaritätsformen einen weiteren Blickwinkel auf die aktuellen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen sowie auf die Transformationen von Gesellschaften bietet.