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Die Macht der Machtlosen


Eine Geschichte von unten

Cover des Buches
  • Buch
  • Zwecker, Loel
  • Tropen, 2024. - 300 Seiten

Der geschichtswissenschaftliche Ansatz der „Geschichte von unten“ positioniert sich gegen hegemoniale Geschichtsschreibungen, die entlang staatlicher Eliten, Machthaber_innen und Herrschaftsereignisse erzählt werden. Stattdessen fokussiert „Geschichte von unten“ etwa auf marginalisierte Gruppen, gesellschaftlichen Dynamiken, soziale Bewegungen und Alltagskultur. In dieser Tradition verortet sich auch „Die Macht der Machtlosen“, in welcher der Kunsthistoriker Loel Zwecker sich mit historischen Akteur_innen auseinandersetzt, deren Haltung, Aktivismus oder Protest gesellschaftliche Fortschritte ermöglichte. Zwecker setzt den Beginn dieses Engagements dabei weder in der als antiken Demokratie noch in der Aufklärung an, sondern erkennt in bäuerlichen Aufständen des Mittelalters die ersten aktivistischen Anfänge. Besonderen Erfolg hatten später jene Bewegungen, die Zwecker als die „Big three“ einfacher Leute bezeichnet und entsprechend große Aufmerksamkeit schenkt: Dies ist zum einen der Abolitonismus, zum anderen die Frauenbewegung bzw. der Feminismus sowie die Gewerkschaftsbewegung. Anschaulich und mit Interesse für die Entstehungsbedingungen, Strategien und den jeweiligen Zeitgeist spürt Zwecker den zumeist wenig bekannten Protagonist_innen seines Bandes nach, etwa Domitila Chungara, die ein bolivianisches Hausfrauenkomitee anführte und Hungerstreiks den Rücktritt des Diktators Hugo Banzer Suárez miterzwang. Der Großteil der behandelten Beispiele entstammt dabei heutigen Ländern des Globalen Nordens, adressiert jedoch vielfach auch globale Machtverhältnisse (etwa Sklavenhandel und Kolonialismus) und Ungleichheiten. Die Motivation des Bandes beschränkt sich insgesamt nicht darauf, historische Genese und Entwicklungslinien zivilgesellschaftlichen Engagements einfacher Menschen herauszuarbeiten, sondern trachtet auch danach, Ableitungen zu formulieren und Perspektiven für gegenwärtige Herausforderungen aufzuzeigen. So tangiere die erfolgreiche Geschichte der vermeintlich „Machtlosen“ letztlich auch zentrale Fragen der Transformationsforschung bezüglich der Gelingensbedingungen und notwendigen Breitenwirksamkeit umfassender gesellschaftlicher Projekte – in diesem Zusammenhang diskutiert Zwecker auch rezente Bewegungen wie Fridays for Future oder #BlackLivesMatter.