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Die Faltung der Welt


Wie die Wissenschaft helfen kann, dem Wachstumsdilemma und der Klimakrise zu entkommen

Cover des Buches
  • Buch
  • Levermann, Anders
  • Ullstein, 2023. - 271 Seiten

Die Endlichkeit des Planeten und seiner Ressourcen sei offensichtlich, leitet der Physiker Anders Levermann seinen Band ein. Das Dilemma einer sich ständig entwickelnden Gesellschaft und wachsenden Wirtschaft sei jedoch prinzipiell auch ohne Verzicht auf Wohlstand und Einschränkungen des Konsums aufzulösen. Levermann führt seine Argumentation dabei über das aus der Chaostheorie bekannte mathematische Prinzip der „Faltung“, das die (unendliche) Weiterentwicklung dynamischer Systeme in einem endlichen Raum durch Faltungsgrenzen und -pfade erklärt: „Die Faltung ermöglicht unendliches Wachstum im endlichen Raum. Deshalb halte ich sie für die Lösung unseres Dilemmas, das ja darin besteht, dass unbegrenztes Wachstum derzeit Probleme erzeugt, die unsere Weiterentwicklung selbst infrage stellen. Entscheidend und zentral sind bei der Faltung nicht nur die Grenzen, entscheidend ist vor allem die Freiheit innerhalb dieser Grenzen. Denn innerhalb des begrenzten Raums ist unendliche Bewegung möglich.“ Eine solche Faltungsgrenze könne das Verbot von fossiler Energie ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft darstellen, der Weg dorthin müsse jedoch dezidiert offen gehalten und der – nicht notwendigerweise nur technologischen – Innovation überlassen werden. Statt ständiger Expansion und Inwertsetzung neuer Ressourcen würde die Welt damit in die Vielfalt wachsen. Entscheidend für das Gelingen sei dabei die Vorgabe geeigneter Faltungsgrenzen, die demokratisch legitimiert und unumstößlich sein müssten. Fünf solcher Faltungsgrenzen schlägt der Physiker als zentralen Rahmen vor, die sich auf ein Ende des Rohstoffabbaus und der Verbrennung fossiler Rohstoffe beziehen sowie Unternehmensgrößen, Erbschaften und Einkommensungleichheiten beschränken. In „Die Faltung der Welt“ entwirft Levermann ein alternatives Szenario zum bekannten dichotomen Angebot aus Wachstumsparadigma und Degrowth, das liberal und fortschrittsorientiert ist. Dabei ist er sich freilich der hohen Bedeutung eines gesellschaftlichen Konsenses bewusst und bereitet seine Argumente entsprechend für unterschiedliche Überzeugungen auf. Insgesamt erweitert „Die Faltung der Welt“ gegenwärtige Auseinandersetzungen mit der Klimakrise und dem Kapitalismus inhärenten Widersprüchen um eine alternative Perspektive.