Die Achse der Autokraten
Korruption, Kontrolle, Propaganda: wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten
- Buch
- Applebaum, Anne
- Siedler, 2024. - 206 Seiten
Gängige Vorstellungen von typischen Autokratien gehen von einem tyrannischen Herrscher aus, der von einem skrupellos agierenden Machtapparat gestützt wird, eine exklusive Herrschaftsideologie propagiert und international isoliert ist. Diese Schablonen würden einem Realitätscheck – so sie es denn jemals getan hätten – längst nicht mehr standhalten, argumentiert die Historikerin und Journalistin Anne Applebaum: „Autokratien werden nicht von einem einzigen Bösewicht kontrolliert, sondern von raffinierten Netzwerken mit kleptokratischen Strukturen, einem komplexen Sicherheitsapparat aus Armee, Paramilitärs und Polizei sowie technischen Experten, die für Überwachung, Propaganda und Desinformation zuständig sind. Die Mitglieder dieser Netzwerke stehen nicht nur innerhalb des Landes untereinander in Verbindung, sondern auch mit den Netzwerken anderer Autokratien und manchmal sogar mit denen demokratischer Staaten.“ Diese Autokratien befänden sich eben nicht in einem „Systemwettstreit mit klaren Fronten“ etwa zu liberalen Demokratien und träten nicht gemeinsam als Block auf, die Beziehungen würden eher unternehmerischen Kooperationen ähneln und sich dynamisch verändern. Der Zusammenhalt gründe nicht auf einer gemeinsamen Weltanschauung, sondern diene der Bereicherung, der Umgehung internationaler Sanktionen oder dem Austausch technologischer oder militärischer Ressourcen zu Zwecken des Machterhalts. Auf gut 200 Seiten beschreibt Applebaum anschaulich, wie sich diese „Achse der Autokraten“ gegenseitig unter die Arme greift, liberale Gesellschaften in einem globalen Informationskrieg destabilisiert und die Grundlagen einer freiheitlichen Weltordnung desavouiert. Ihre Beispiele zeigen Allianzen zwischen so unterschiedlichen Staaten wie dem bolivarischen Venezuela und dem islamischen Gottesstaat Iran, Russland und Simbabwe oder China und Belarus, sie betreffen die Beseitigung von Oppositionellen, den Einsatz von Überwachungstechnologien und Söldnertruppen, Desinformationskampagnen auf TikTok, Korruption und Geldwäsche oder dubiose Rohstoffdeals. Abschließend skizziert Applebaum Handlungsoptionen und Strategien: Als geeignet sieht sie dabei weder Isolationismus noch geopolitischen Realismus, ihr Plädoyer stützt sich auf internationale Allianzen und appelliert an das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteur_innen: „Demokraten, vereinigt euch!“