Climate engineering
Wie wir uns technologisch zu Tode siegen, statt die Gesellschaft zu revolutionieren
- Buch
- Schlemm, Annette
- Mandelbaum, 2023. - 320 Seiten
Die Physikerin und Philosophin Annette Schlemm sieht die Menschheit in einem verhängnisvollen Dilemma feststecken – diese versuche, Probleme der Klimakrise mit denselben Mitteln zu lösen, welche diese erst verursacht hätten. Anstelle der Klimaleugner seien „Klimaklempner“ getreten, anerkennt Schlemm die Popularität technologischer Strategien, die ein „Weiter so“ ohne schmerzhafte Reduktionspfade versprächen: „Climate Engineering ist der Versuch, Ordnung im Klima zurückzugewinnen, die erst durch die treibhausgasschleudernde Wachstumsmaschinerie zerstört wurde – ohne die Quelle dieser Zerstörung zu beseitigen.“ Diese scheinbar attraktive Alternative zu Emissionsreduktion und Systemtransformation (als Plan A) verschleppe dabei längst überfällige Maßnahmen so sehr, dass auch grundsätzliche Skeptiker_innen sich mit dem realistischen Szenario des Climate Engineering als Plan B auseinandersetzen müssten, so Schlemm, denn Plan C einer Anpassung an den Klimawandel werde nicht genügen. Ihr Band liefert entsprechend einen Überblick über die verschiedenen Techniken wie der Aerosoleinbringung in die Stratosphäre, verschiedenen Methoden der CO2-Einlagerung oder Direktentfernung aus der Luft. Dabei liegt der Fokus jedoch nicht auf naturwissenschaftlichen Zusammenhängen, Potenzialen und Risiken der einzelnen Technologien, sondern auf deren gesellschaftlicher Kontextualisierung im Sinne gesellschaftlicher Naturverhältnisse. So werden etwa Überlegungen zu einer Ethik des Climate Engineering angestellt, Profiteur_innen des Phänomens benannte und globale Ungleichheiten gekennzeichnet. Abschließend formuliert Schlemm mögliche Strategien und Handlungsoptionen, um allfälliges Climate Engineering auf ein Minimum und v.a. naturnahe Formen zu begrenzen, demokratisch zu legitimieren und Profite gerecht zu verteilen. Dabei verhehlt die Autorin jedoch nie, dass eine andere Variante zu präferieren sei – nämlich eine sozial-ökologische Transformation von Gesellschaft, Produktions- und Lebensweise.