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China und die Neuordnung der Welt


Cover des Buches
  • Buch
  • Weigelin-Schwiedrzik, Susanne
  • Brandstätter, 2023. - 216 Seiten

Seit dem Ende des Kalten Krieges hätten europäische Eliten es verlernt, geopolitisch zu analysieren und denken, hält Susanne Weigelin-Schwiedrzik im vorliegenden Band fest. Obwohl die Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China in unterschiedlichsten Bereichen der Weltwirtschaft, Wissenschaft oder Politik seit vielen Jahrzehnten Realität sei, habe es bis zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gebraucht, um in Europa anzuerkennen, dass China ein Global Player im internationalen System geworden sei: „Es war vergleichsweise einfach, sich China als Entwicklungsland vorzustellen und die Zusammenarbeit als Entwicklungshilfe zu verstehen. Nun steht China jedoch als Weltmacht vor uns, und Europa muss zwei Lernschritte auf einmal bewältigen: die Welt realistisch in den Blick zu nehmen und China dabei mitzudenken! Nur so ist es möglich, sich in der Komplexität der Entwicklung in den internationalen Beziehungen zurechtzufinden.“
In „China und die Neuordnung der Welt“ unternimmt die Sinologin eine solche Bestandsaufnahme. Dabei stellt sie insbesondere die „mittlere“ Rolle Chinas im Kontext des Ukrainekriegs heraus: Während Chinas Stimmenthaltung bei UN-Resolutionen und Sanktionsinitiativen gegen Russland von westlichen Akteur_innen vielfach als Allianz mit dem Putin-Regime gedeutet werde, so sei doch auch zu bemerken, dass China die territoriale Souveränität der Ukraine betone und sich – auch aus innenpolitischen Motiven – für eine möglichst schnelle Beendigung des Krieges engagiere. Fundiert setzt sich Weigelin-Schwiedrzik mit dem strategischen Dreieck der Weltmächte China, USA und Russland auseinander und analysiert Hegemonialkonflikte (vor allem um Taiwan), streift Perspektiven des Globalen Südens und diskutiert die Handlungsoptionen Europas. An dieser Stelle empfiehlt die Verfasserin, sich zugunsten eigenständiger Positionen von seiner weltpolitischen Rolle als „Beiboot“ der USA zu emanzipieren, sich bei der Moderation von Konflikten zu einbringen und Chancen der neuen Multipolarität zu nutzen.