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Atlas der Zukunft


100 Karten, um die nächsten 100 Jahre zu überleben

Cover des Buches
  • Buch
  • Goldin, Ian
  • DuMont, 2021. - 511 Seiten

Die kartografische Visualisierung der Ausbreitung von Covid-19 durch die Johns Hopkins University, die sich insbesondere in den ersten Monaten der Pandemie ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat, nehmen die beiden Verfasser als Aufhänger ihres Vorworts. Anhand der Verwerfungen, Herausforderungen, aber auch Erfolge im Kontext der globalen Gesundheitskrise umreißen sie die Verwobenheit der globalisierten Welt. Die rezente Pandemie ist aber nicht ursächlich verantwortlich für die Erarbeitung des vorliegenden Werkes, vielmehr wurde es in den ersten Monaten 2020 fertiggestellt und liegt nun in der deutschsprachigen Übersetzung vor. Der Originaltitel „Terra Incognita“ referenziert dabei auf die Notwendigkeit, Zusammenhänge und Informationen visualisieren zu können, um ihrem Verständnis näher zu kommen: „Über weite Strecken der Menschheitsgeschichte hatten wir buchstäblich keine Ahnung, wo wir uns befanden. Was sich nicht unmittelbar beobachten ließ, war unbekannt. (…) Bis vor Kurzem war der größte Teil unseres Planeten noch terra incognita, unerforschtes Gebiet. Navigationsinstrumente und eine wahre Explosion wissenschaftlicher Entdeckungen brachten den Wandel. Zwar gibt es immer noch viel zu lernen, doch die komplexen Zusammenhänge unserer Welt – ihr Klima, ihre Artenvielfalt, die komplizierten menschlichen Systeme – kommen heute in raschem Tempo ans Licht.“ Auf über 500 Seiten widmen sich die beiden Autoren anschließend unterschiedlichen thematischen Komplexen in einer Kombination von Kartenmaterial und kontextualisierenden Essays, wobei sie inhaltlich vor allem auf Globalisierung, Ungleichheiten und (technologischen) Fortschritt den Schwerpunkt legen. Auf diese Art widmen sich Goldin und Muggah etwa dem GINI-Koeffizienten, Wasserkonflikten, gefährdeten Sprachen, der Entwicklungszusammenarbeit, Geschlechterdiskriminierung oder der Waldzerstörung bei der Palmölproduktion. Korrigiert wird etwa auch die verbreitete Ansicht, Migrationsbewegungen prägten vor allem den Globalen Norden, indem die Flüchtlingsströme innerhalb Asiens und Afrikas visualisiert werden. Nicht zuletzt wird jedoch auch festgehalten, dass Karten, Projektionen und Visualisierungen nie neutral und objektiv sind, sondern stets subjektive Vorannahmen oder Positionen reflektieren und immanente Verzerrungen aufweisen. Insgesamt bietet der „Atlas der Zukunft“ einen kartografisch unterstützten Zugang zu zentralen Herausforderungen des Anthropozäns, aber auch einen ermutigenden Blickwinkel auf erfolgreiche Lösungsansätze und die Vielfalt des Planeten.