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Aufstieg der Abgehängten


wie vernachlässigte Regionen wieder erfolgreich werden können

Cover des Buches
  • Buch
  • Collier, Paul
  • Siedler, 2024. - 399 Seiten

Programmatisch passend leitet Paul Collier seinen Band „Aufstieg der Abgehängten“ mit einem Prolog „Am Wendepunkt“ ein: Jahrzehntelang seien strukturschwache oder ökonomisch kriselnde Regionen liberalen Doktrinen folgend ihren „Selbstheilungskräften“ überlassen worden, die Ungleichheit habe sich dabei sowohl global als auch innerhalb der Gesellschaften zugunsten weniger verschärft. Als Paradebeispiel nennt Collier South Yorkshire mit seiner Heimatstadt Sheffield, einst Rückgrat der britischen Stahlindustrie, heute eine der ärmsten Regionen des Landes. Schuld daran sei vor allem die dogmatische Austeritätspolitik des britischen Schatzamtes, dieses habe betroffenen Regionen Handlungsspielraum genommen und sie dadurch immer weiter in eine Abwärtsspirale getrieben. Ähnliches sei global in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf der ganzen Welt passiert, etwa auch durch die Strukturanpassungsprogramme von Internationalem Währungsfonds und der Weltbank. „Aufstieg der Abgehängten“ erzählt die Geschichte solcher Regionen und zeigt Transformationsprozesse der Gegenwart auf. Der Entwicklungsökonom und ehemalige Berater der „Blair Commission for Africa“ beschränkt sich in „Aufstieg der Abgehängten“ nicht auf bekannte Beispiele des Strukturwandels im Globalen Norden, sondern illustriert seine Gedankengänge mit Argumenten aus allen Weltregionen, erzählt von Herausforderungen und Erfolgen in Somaliland, Ruanda, Kolumbien oder Bangladesch. Dabei entwirft Collier Grundzüge einer „neuen Ökonomik regionaler Transformation“, welche nicht rein wirtschaftswissenschaftlich denkt, sondern Erkenntnisse etwa der Sozialpsychologie, Politikwissenschaft und Moralphilosophie berücksichtigt. Voraussetzungen für die Vision einer nachhaltigen Welt seien drei Dinge: resonante Gemeinschaften, funktionierende staatliche Strukturen und moralische Grenzen. Maßnahmen müssten individuell auf den lokalen Kontext zugeschnitten und nicht von außen diktiert sein, ist der Autor überzeugt und nennt gemeinschaftliches Handeln und schnelle Anpassung als förderliche Faktoren für Aufwärtsspiralen. Die 2020er-Jahre mit zentralen Zäsuren seien nach Jahrzehnten der Selbstgerechtigkeit der beste Zeitpunkt für einen solchen Aufbruch.