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Eine afrikanische Geschichte Afrikas


Vom Ursprung der Menschheit bis zur Unabhängigkeit

Cover des Buches
  • Buch
  • Abbas Badawi, Zeinab
  • Piper, 2024. - 512 Seiten

Obwohl die Hominisation erwiesenermaßen auf dem afrikanischen Kontinent stattgefunden hat, sei über die „Wiege der Menschheit“ großen Teilen der Weltbevölkerung wenig bekannt, leitet Zeinab Badawi ihren Band mit der Feststellung erheblicher Defizite ein. Gängig sei auch die Ansicht, die Geschichte Afrikas habe erst mit der Ankunft der europäischen Imperien eingesetzt. Eine solche Erzählung fokussiere vor allem auf Kolonialismus, Sklavenhandel und den Scramble for Africa, vorgetragen werde sie prominent von Historiker_innen oder Missionar_innen aus dem Globalen Norden. Die im Sudan geborene britische Rundfunkjournalistin und Nachrichtenmoderatorin Zeinab Badawi legt mit „Eine afrikanische Geschichte Afrikas“ eine lesenswerte Alternative zu diesem Narrativ vor: Ihr ist an den Perspektiven afrikanischer Menschen – insbesondere der weiblichen Bevölkerung – auf Geschichte und Kultur Afrikas gelegen, dabei interessiert sie besonders die vorkoloniale Geschichte. Mehrjährige Recherchereisen führten sie in über 30 Länder, ihre Darstellung der Geschichte Afrikas beruht auch auf den dabei entstandenen Interviews mit Wissenschaftler_innen, Bürger_innen, Entscheidungsträger_innen und Nachfahren bedeutsamer Persönlichkeiten. Das 500-seitige Werk unterteilt sich dabei in 17 kompakte Kapitel, welche unterschiedliche Strukturen, Konstellationen und Entwicklungslinien afrikanischer Geschichte zugänglich machen. Die Mehrheit dieser Kapitel adressiert dabei die vorkoloniale Historie, erzählt somit beispielsweise von den ersten Migrant_innen vor ca. 90.000 Jahren oder Königreichen, welche Tausende von Jahren überdauerten und dennoch in der westlichen Geschichtsschreibung keine Erwähnung finden (etwa das Reich von Kusch oder das Königreich Aksum). Andere Kapitel skizzieren die Koexistenz von Christentum und Islam auf dem afrikanischen Kontinent oder dekonstruieren entlang von König Musa Mansa I. – des vermutlich reichsten Menschen, der jemals gelebt hat – den Mythos, das subsaharische Afrika wäre vor der imperialen Expansion Europas kaum in die Weltwirtschaft integriert gewesen. Kapitel zur neuzeitlichen Geschichte behandeln etwa Widerstand gegen den Kolonialismus, Restitutionsfragen am Beispiel der Beninbronzen oder bereiten die – im Vergleich zum transatlantischen Sklavenhandel weitgehend unbekannte – Geschichte des ostafrikanischen Sklavenhandels über den Indischen Ozean anhand der Biografie des sansibarischen Händlers Tippu-Tib auf. In einem abschließenden Epilog „Ein neues Afrika“ entwirft Zeinab Badawi die Vision eines selbstbewussten und eigenständigen Afrika, das sich seiner originären Geschichte bewusst ist und seine zahlreichen Ressourcen wie Resilienz und Kreativität zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen einsetzt.