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Popular politics, participation and the elite gaze in South Africa


Cover des Buches
  • Buch
  • Plessing, Julia
  • Nomos, 2023. - 211 Seiten

Die Entwicklungszusammenarbeit der letzten Jahrzehnte hat Good Governance und Partizipation zu Leitprinzipien erhoben. Diese werden mit idealistischen Konzeptionen von Beteiligung und der Ermächtigung marginalisierter Gruppen sowie der Bekämpfung gesellschaftlicher Ungleichheiten argumentiert. Julia Plessing war u.a. in Südafrika für die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit tätig, der vorliegende Band stellt ihre an der Universität Johannesburg approbierte Dissertation dar. Ausgehend von der Beobachtung, dass Beteiligungsprojekte nach anfänglicher Euphorie im weiteren Verlauf Motivationsverlust und Desinteresse erfahren, hinterfragt die Sozialwissenschaftlerin gängige Annahmen der Geberorganisationen sowie lokaler Eliten und kontrastiert diese mit den Lebensrealitäten und Ansichten der lokalen Bevölkerung einer Township. Ihre qualitative Fallstudie basiert dabei auf Feldforschung in Südafrika mitsamt Interviews, Dokumentenanalysen und einschlägiger Fachliteratur, die Ergebnisse zeigen eine deutliche epistemologische Diskrepanz zwischen den homogenisierenden Erwartungen der Auftraggeber_innen und der „perspective of the governed“. Plessing zeigt auf, dass westlich-liberale – auf dem Nationalstaat basierende – Vorstellungen von Partizipation und Zivilgesellschaft machtpolitische Dimension besitzen und dabei zahlreiche Blindstellen haben, die etwa Erfahrungen struktureller Ausgrenzung, Existenzkämpfe, die Apartheid oder (post-)koloniale Gesellschaften betreffen: „„By proposing participatory programmes and mechanisms that do not take into account the local idiosyncrasies and power structures, they will not only fail to make a difference. They will also be complicit in the maintenance of the status quo.” Ihre Dissertation versteht sich jedoch ausdrücklich nicht als Handreichung mit Empfehlungen für Akteur_innen der internationalen Zusammenarbeit, sondern dekonstruiert wirkmächtige Entwicklungsdiskurse, analysiert lokale Machtstrukturen und interessiert sich für jene Einblicke, die Bewohner_innen der untersuchten Township der Forscherin aus ihrem Leben gewähren: Sichtbar werden dabei subversive und teils widersprüchliche Strategien der Partizipation und Interaktion mit staatlichen wie internationalen Institutionen, die konzeptionelle Annahmen der Eliten unterlaufen und mit einem klaren Bewusstsein für strukturelle Limitationen ihre Entscheidungen treffen.