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Torero, ich hab Angst


Roman

Cover des Buches
  • Buch
  • Lemebel, Pedro
  • Suhrkamp, 2023. - 215 Seiten

„Torero, ich hab Angst“ erschien nach 22 Jahren 2023 erstmals in deutscher Sprache. Es ist der einzige Roman des 2015 verstorbenen chilenischen Essayisten, Chronisten, Künstlers, Performers und Aktivisten Pedro Lemebel.
Lemebel widmete seine Kunst und sein Leben dem linken Aktivismus und dem Kampf für die Anerkennung minorisierter Sexualitäten und geschlechtlicher Vielfalt zugleich. Dabei bediente er sich sich keineswegs reformistischer Politiken. Seine Interventionen waren radikal, kompromisslos und skandalös, immer im Dienste queerer, anti-neoliberaler und antifaschistischer Solidarität. So war Pedro Lemebel, der den Namen seines Vaters ablegte, um den seiner Mutter als eine Geste der Hingabe zur „feminine condition“ anzunehmen, der Kommunistischen Partei Chiles zwar verbunden, kritisierte sie aber zugleich aufs Schärfste für ihren feindseligen Umgang mit Homosexualität.
Mit „Torero, ich hab Angst“ befindet sich Pedro Lemebel also auf bestens vertrautem Terrain, wenn er von der Beziehung zwischen Carlos, einem jungen Revolutionär, der am gescheiterten Anschlag gegen Pinochet von 1986 beteiligt ist und der „Queen of the Corner“, der „Tunte von der Front“, einer Mittvierzigerin, die sich entgegen aller misogyner, patriarchaler Gewalt gegen Queers eine Existenz in einem armen Viertel Santiagos aufbaut, schreibt.
Parallel zu dieser Geschichte schnappt die Leser_innenschaft Gespräche zwischen Augusto Pinochet und seiner Ehefrau Lucía Hiriart Rodríguez auf, die die Absurdität der Militärdiktatur aufzeigen.
Dabei kommt es leicht zu Verwirrungen dadurch, dass die direkte Rede im Text nicht gekennzeichnet wird. Wer das bisschen Chaos in Kauf nimmt, erlebt ein Stück chilenischer Zeitgeschichte, in ganz wunderbarer Prosa erzählt.
Die Sprache ist teils grob, teils unglaublich romantisch, schwulstig und schrill und trägt so der Dramatik sowohl der sexuellen, als auch der politischen Revolution Rechnung. Es muss wohl nicht extra gesagt werden, dass die Grenzen zwischen beiden nicht lange intakt bleiben.