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Die sieben Monde des Maali Almeida


Cover des Buches
  • Buch
  • Karunatilaka, Shehan
  • Rowohlt, 2024. - 544 Seiten

Gerade erst ermordet, muss sich Maali Almeida im Jenseits schon wieder mit bürokratischen Hürden auseinandersetzen. An der Registrierung warten zahllose erkennbar kürzlich Verstorbene auf den Einlass und die Verlautbarung des weiteren Ablaufs: „Sri Lanker können nicht Schlange stehen. Außer man definiert eine Schlange als formlose Kurve mit zahlreichen Zugängen. Dieser Ort ist anscheinend ein Sammelpunkt für alle, die Fragen zu ihrem Tod haben. Es gibt mehrere Schalter, und die verärgerten Kunden zetern und pöbeln die wenigen Mitarbeiter hinter den Tresen an. Das Leben nach dem Tod ist eine Steuerbehörde und jeder will seine Rückzahlung.“ Maali war sri-lankischer Kriegsfotograf, schwul und spielsüchtig, nun im Jahr 1990 wird seine Leiche auf Etappen beseitigt. Sieben Monde – eine Woche – hat er Zeit, um seine Ermordung zu klären und versteckte Filmnegative, auf denen Verbrechen des Bürgerkriegs in Sri Lanka festgehalten sind, seinen Vertrauten zuzuspielen. Ein großes Aufgebot an Geistern, Dämonen und nicht-menschlichen Lebewesen begleitet ihn dabei, stetig treten neue Figuren auf den Plan und tragen Mosaiksteine zum Verständnis des individuellen Schicksals als auch der komplexen Lage des Inselstaates bei.

Shehan Karunatilakas mit dem Booker Prize ausgezeichnetes Werk ist dabei ebenso bissig-derbe Jenseitserzählung wie Entwicklungsroman, verarbeitet gesellschaftliche Traumata, historische Ereignisse und persönliche Lebenserfahrungen. In einem stakkato-artigen, duzenden Duktus erzählt „Die sieben Monde des Maali Almeida“ von Liebe, Verlust und Wahrheitssuche, vereint eine magische Mythopoesie mit gesellschaftskritischer Agenda und einem rasanten Plot. Versatzstücke aus der realen Geschichte des Bürgerkriegs zwischen tamilischen Rebellen und singhalesischen Regierungstruppen wechseln sich ab mit fiktionalisierten Biografien, banalen Bedürfnissen und metaphysischen Erleuchtungen: „Du wachtest auf mit der Antwort auf die Frage, die sich jeder stellt. Die Antwort lautete: »Ja«. Die Antwort lautete: »Genau wie hier, bloß schlimmer.« Das war dann auch schon alles an Erkenntnis, also wolltest du dich lieber wieder hinlegen.“ Unterhaltsam und berührend mahnt „Die sieben Monde des Maali Almeida“ ein, Frieden nicht im Vergessen zu suchen, sondern in der Bewältigung der Vergangenheit zu finden.