Wege aus dem Kapitalismus?

Mit dem Zerfall der Sowjetunion und der Erosion der bipolaren Weltordnung schien der Kapitalismus einen uneingeschränkten Siegeszug aufzunehmen – suggerierten etwa Erwartungen eines „Endes der Geschichte“ (Francis Fukuyama). Wenngleich stets gegenteilige Anzeichen wahrnehmbar gewesen wären, so wurde die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des Kapitalismus erst mit der Finanzkrise 2008 wieder im großen Stil gestellt. Der vorliegende Sammelband dokumentiert Autor_innengespräche, die an der Universität Wuppertal im Zeitraum 2016-2022 mit namhaften Wissenschaftler_innen wie Nancy Fraser, Colin Crouch, Claus Offe, Joseph Vogl und Wolfgang Streeck geführt wurden. Dabei werden nicht nur die eigentlichen Gespräche wiedergegeben, sondern jeweils mit einer Reihe an Kommentierungen, Beiträgen und Überlegungen weiterer Forscher_innen aus unterschiedlichsten Disziplinen ergänzt. Zum Ende jedes Abschnitts wird der bzw. dem jeweils besprochenen Autor_in nochmals Platz für Entgegnungen und Erwiderungen eingeräumt. Leitende Fragestellungen beziehen sich neben dem grundsätzlichen Interesse an der Zukunftsfähigkeit bzw. Alternativen etwa auf Ursachen der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus, sein Verhältnis zu Demokratie oder Theorieangebote (vor allem in marxistischer Tradition) zur Analyse kapitalistischer Dynamiken. Behandelt werden so bspw. Dilemmata des Kapitalismus in der Klimakrise, Konzeptionen des Staates von Keynes oder Polanyi, die neoliberale Postdemokratie oder Positionierungen sozialdemokratischer Bewegungen. Die dialektische Konzeption des Bandes ermöglicht dabei eine fundierte Auseinandersetzung mit den Überlegungen der fünf gewählten Wissenschaftler_innen zu Krisen, Transformationspotenzialen und Auswegen aus dem Kapitalismus.