Ökonomie der Großzügigkeit

Zu Beginn des vorliegenden Bandes umreißt der Ökonom Fred Luks die Ausgangslage einer von multiplen Krisen (Klimawandel, Pandemien, Kriege) gekennzeichneten Welt. Augenscheinlich gerate die imperiale Lebensweise an ihr Ende und müsse durch eine sozial-ökologische Transformation final überwunden bzw. durch Alternativen ersetzt werden. Gängige Transformationspfade setzen dabei auf technologische Innovation, Effizienzsteigerung oder Expansion. Andere, weniger mehrheitsfähige Angebote postulieren hingegen Verzicht und üben sich in Konsumkritik. So weit, so bekannt. Luks warnt hingegen vor der Dominanz einer Idee (hier: jene der Effizienz) zur Bewältigung der Herausforderungen und bringt die Perspektive der Großzügigkeit in den Diskurs ein. Diese könne zwar nicht als Patentrezept dienen, stelle jedoch einen Beitrag zur Vielfalt der notwendigen Lösungen dar und sei ein Kernelement gesellschaftlicher Entwicklung. In einer Zusammenstellung verschiedener Essays widmet sich Luks verschiedenen Aspekten, so diskutiert er etwa grundlegende Verhältnisse von Knappheit, Endlichkeit und Verschwendung bzw. Mäßigung und Verzicht. Andere Kapitel beschäftigen sich mit ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und juristischen Anwendungsfällen der Großzügigkeit oder formulieren Bedingungen, wie Großzügigkeit zur produktiven, nicht-naiven Alternative reifen kann. Dabei bewegt sich Luks nicht auf konventionellem ökonomischem Terrain, sondern reißt eine Reihe philosophischer und ethischer Grundfragen an. Insgesamt ist sein Band vor allem ein Plädoyer für die Öffnung sowie Bereicherung enger Diskurse und den Mut zum Perspektivenwechsel: „Großzügigkeit ist eine Einladung zur Befreiung – nicht zuletzt einer Befreiung des Denkens. Denn Zukunftsfähigkeit entsteht nicht aus Populismus, Planungsphantasien und vermeintlichen Patentrezepten, sondern durch Vielfalt, Spielraum und Phantasie.“