Die Befreiungstheologie Lateinamerikas

Theologie der Befreiung ; Lateinamerika ; Indonesien

Detlef Schwartz, evangelischer Pfarrer im Ruhestand und Hochschul-Dozent, befasst sich im vorliegenden Band mit verschiedenen Fragen der Befreiungstheologie Lateinamerikas. Diese formuliert die Befreiung aus strukturellen und gesellschaftlichen Unterdrückungsverhältnissen als Anspruch und bezieht explizit auch innerkirchliche Unterdrückungsverhältnisse mit ein. Zunächst benennt Schwartz in der Einleitung mit der Klimakatastrophe, dem aktuellen Krieg in Europa und der rezenten Covid-19-Pandemie verschiedene aktuelle Krisen als Treiber gesellschaftlicher Konflikte, um davon ausgehend die Relevanz (befreiungs-)theologischen Denkens für eine gemeinsam verantwortete Zukunft herauszustreichen. Darauf folgen verschiedene theoretische Analysen, etwa eine Ideengeschichte der Befreiungstheologie unter besonderer Berücksichtigung von Leonardo Boff oder eine Darstellung verschiedener Anknüpfungs- und Erweiterungsangebote bspw. durch die feministische Theologie. Ein akteurszentrierter Beitrag fokussiert auf Vertreter_innen bzw. Erfahrungen eines „radikalen“ Christentums und sucht nach Verbindungslinien von Reformbewegungen und der Befreiungstheologie. In den letzten Kapiteln befasst sich Schwartz mit Kritik durch die (insb. indonesische) postkoloniale Theologie und verwehrt sich gegen diese, indem er auch unter Verweis auf Ernesto Cardenals Wirken in Solentiname die Praxisorientierung und Selbstermächtigung betont: „Anders, als es in der postkolonialen Theologie der Fall ist, die im privilegierten universitären Bereich entwickelt und gedacht wird, ist die Befreiungstheologie eine, am konkreten Alltag orientierte Bewegung.“ Die Befreiungstheologie stellt Schwartz abschließend als emanzipatorisches Projekt dar, das aus der Selbsterkenntnis zur Veränderung von gesellschaftlichen Verhältnissen führt.