The Making of the World
How International Organizations Shape Our Future
- Buch
- Schemeil, Yves
- Leverkusen: Barbara Budrich, 2023. - 406 S.
Internationale Organisation ; Handbuch
Internationale Organisationen (IOs) prägen und regulieren – häufig kaum sichtbar – unseren gesamten Alltag, leitet Yves Schemeil seinen Band „The Making of the World“ mit einer Aufzählung ein: Vom Nutzen einer elektrischen Steckdose über das Einnehmen von Medikamenten bis zur Arbeitszeitgestaltung oder das Hören von Musik seien durchgehend internationale Organisationen mit einem Apparat an Normen an unserem Leben beteiligt. Die große Macht dieser Organisationen korreliere dabei jedoch nicht mit einem umfassenden gesellschaftlichen Verständnis, ist Schemeil nicht mit dem zufrieden, was wir über ebenjene Institutionen wissen. Sein Zugang gehe über das etablierte Theorieangebot der Internationalen Beziehungen hinaus und suche danach, die voranschreitende Institutionalisierungsdynamik mithilfe interner Perspektiven und mit Fokus auf Prozesse des „Organisierens“ (im expliziten Unterschied zu „Organisationen“) zu erklären: „Forcing IOs within ready-made views of the world, however fashionable they may be, will not suffice to address them adequately. This is because we have no theory of international Organization as a process (in the singular, i.e. how interstate relations are permanently organizing) nor as a collection of existing sets of decision-makers (IOs in the plural).”
Schemeil nimmt die „Blackbox“ der internationalen Organisation in den Fokus, wobei er sich mehr für Netzwerke und Dynamiken der Kooperation und Institutionalisierung, als auf einzelne Institutionen konzentriert. Hierfür greift er u.a. auf theoretische Ansätze wie das Network Growth Model zurück, bezieht sich aber auch auf langjährige Erfahrungen an und mit internationalen Organisationen. Wiederholt formuliert er dabei ein Verständnis, wonach diese Institutionen weitaus mehr sind als weisungsgebundene Erfüllungsgehilfen ihrer Mitgliedsstaaten, sondern eigenständige Agenden besitzen, ihre Mandate ausweiten, Netzwerke und Cluster bilden sowie neue Prozesse und Normen schaffen. Schemeils Beispiele sind durchwegs erfolgreiche Akteure, die trotz prekärer Ausstattung und externen Angriffen bzw. Versuchen der Delegitimierung resilient und robust sind, vielfach ihre Aktivitäten stetig ausweiten: „Contrary to realist, neo-realist, rationalist, and hegemonic theories, IOs are not ancillary bodies to those stakeholders that actually matter in last resort, states on the one hand, activists on the other. IOs are much more than that. They organize, plan, and frame cooperative behaviour at two levels: Among their members, and among themselves.” Insofern plädiert der Politikwissenschaftler dafür, diese nicht als Instrumente von nationalen Regierungen zu sehen, sondern als „very peculiar actors on the world stage“ mit dem Potenzial, die großen Herausforderungen der Gegenwart zu bearbeiten: „Studies like the present one make us aware that we should support our super-organziations in their fight to win the war on global public harms, if not their capability to promise us a paradise exclusively comprising global public goods.“