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Solidarität


Cover des Buches
  • Buch
  • Strobl, Natascha
  • Wien: Kremayr & Scheriau, 2023. - 128 S.

Solidarität ; Essay

Natascha Strobl eröffnet ihren Essay-Band unter dem noch frischen Eindruck der gerade abklingenden Covid-19-Pandemie – doch die vielfach postulierte Rückkehr zur „Normalität“ will die Politikwissenschaftlerin nicht erkennen: Die wieder erlangte „Normalität“ sei vielmehr eine „erdrückende Last aus Krisen“, zählt sie exemplarisch die Klimakrise, die jüngste Pandemie, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, die Energiekrise oder Finanzkrisen auf. Die wenigsten dieser Krisen seien freilich neu. Neu sei hingegen die Dimension der unmittelbar von diesen Krisen betroffenen Menschen, womit Krisenerfahrung weniger partikular, denn kollektiv geteilt würden. Die Ansätze zur Krisenbearbeitung beschränken sich jedoch vornehmlich auf (neo-)liberale Beharrungskräfte und autoritäre Programme. Hierbei verweist Strobl insbesondere auf die Radikalisierungsdynamik des Konservatismus nach rechts, der nicht bewahrend die gute Vergangenheit als Bezugspunkt formuliert, sondern die Gegenwart zugunsten einer autoritär-exklusiven Neuordnung überwinden möchte. Strobl erkennt ein ausgeprägtes Defizit an einem solidarischen Angebot als drittem Pol. Ihr Essay ist daher dem Begriff der Solidarität gewidmet, wobei dieser nicht kulturhistorisch oder theoretisch konzipiert ist, sondern praktische Fragen aus Perspektive der Gegenwart und Zukunft behandelt. So werden etwa unterschiedliche solidarische Praktiken vorgestellt und ihre Implikationen diskutiert, Differenzen zwischen verschiedenen Solidaritätsbegriffen untersucht, das Verhältnis von Klassenzugehörigkeiten und gesellschaftlicher Identität ausgelotet oder Voraussetzungen für das Gelingen von Solidarität formuliert.

So ernüchternd die Gegenwartsdiagnosen im vorliegenden Band ausfallen, so stellen diese Befunde doch die Grundlage für Zuversicht dar: Es gelte, ein Bewusstsein für zentrale gesellschaftliche Zusammenhänge zu schaffen und breite Mehrheiten herzustellen, die das aktuelle „Möglichkeitsfenster“ produktiv zugunsten einer besseren Welt für alle zu nutzen wissen: „Am Ende ist es nämlich so, dass einem, wenn man weder dynastisch abgesichert ist noch Vermögen angehäuft hat, nichts anderes bleibt als die Gemeinschaft. Wir haben nur uns. Das ist ein tröstlicher Gedanke und die Basis für angewandte Solidarität. Nichts ist wirkmächtiger als eine solidarische Masse, die „Genug!“ schreit. Und es ist genug. So wie es ist, kann es nicht bleiben. Es kann aber viel, viel besser werden.“